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Geht es euch auch manchmal so, dass ihr vor einem wichtigen Event, sei es ein Geburtstag oder eine Dinner-Party, stundenlang im Internet recherchiert, all eure Kochbücher wälzt, euch akribisch genau vorbereitet, nur um dann im letzten Moment alles umzuschmeissen, weil ihr ungefähr einen Tag vor besagtem Event das perfekte Rezept findet oder euch sonst irgendeine zündende Idee kommt, die alles bereits Erprobte und Geplante in den Schatten stellt und auf einmal zu langweilig erscheint ?
Mir gehts ständig so. Ich weiß echt nicht, warum ich überhaupt noch irgendwas plane….
Erinnert ihr euch an die Whiskey-Schoko-Bombe, die ich eigentlich zum Geburtstag meines Schwiegerdads bauen wollte? Die Gentlemen´s Choice Torte?
Ohne Frage ein absoluter Genuss.
Aber wie so oft im Leben kam es dann doch anders.
Und schuld daran ist dieser fette Marzipan-Barren, der eigentlich als Proviant/Bestechungsmittel für die Strecke München-Toronto gedacht war.
Der Transfer verlief dann aber doch erstaunlich schnell und problemlos und der Barren blieb unangetastet…
Nicht ganz so kurz und problemlos verlief aber der erste Trip in den kanadischen Supermarkt, um die Zutaten für meine ursprünglich geplante Torte einzukaufen…
Von dem Über-Angebot generell und all den spacigen Chips-Sorten im Besonderen abgelenkt, verlor ich bald den Überblick und an der Kasse merkte ich, dass ich nur die Hälfte meiner benötigten Backzutaten, aber dafür 4 verschiedene Sorten Chips und allerhand exotische Joghurts in meinem Wagen hatte.
Umkehren??? Nope, 2 Stunden im Supermarkt sollten erst mal reichen und Mr Kanada war jetzt schon mit den Nerven am Ende…(” Wir sind hier nicht bei Norma! Du kannst hier nicht einfach davonlaufen…hier find ich dich nie wieder. “)
Es gibt ja immer noch den Corner-Shop…
Zuhause angekommen stand ich dann vor meinem ausgepackten Koffer, den Barren Marzipan in der Hand und dann traf es mich wie ein Blitz:
Die Erinnerung an eine der leckersten Torten, die ich in meinem ganzen Leben gegessen habe.
Mit dieser unvergesslichen Rum-Marzipancreme mit leichter Orangennote, großzügig zwischen 7 Schichten buttrig-vanilligen Teiges verstrichen und überzogen mit feinster dunkler Schokolade…
Jeder Bissen ein absoluter Genuss!
Und wie es der Zufall so wollte, hatte ich alle dafür nötigen Zutaten sowieso griffbereit!
Sorry Whiskey-Trüffel-Torte ! I love you and all, aber das Schicksal wollte es anders.
Anstatt des erprobten und zur Perfektion gebrachten Torten-Rezeptes, setze ich mir natürlich last minute in den Kopf, mich doch lieber mal ganz spontan an eine 7-schichtige Torte zu wagen, die ich noch nie zuvor gebacken habe.
Also schmiss ich das Internet an und googelte mich einmal durch sämtliche Rezepte-Foren und entlehnte hier etwas und änderte das etwas und stand am Schluss mit einem zusammengebasteltem Rezept da, dass meiner Meinung nach das Beste von allen beinhalten sollte.
Da ich dieses mehrschichtige Kunstwerk nicht auf dem heimischen BBQ backen konnte, lud ich mich einfach in die High-Tech Küche meines Schwiegeronkels ein.
Als ich nun anfing ihm meinen Plan zu unterbreiten und währenddessen schon mal Pergamentpapier für 7 Teigböden auszuschneiden anfing, ging er schon mal schnurstracks in den Weinkeller und kam mit ein paar schönen Flaschen wieder zurück:
” 7 layers? You got to be crazy. These Germans and their baking….Was machst du dann erst an Weihnachten? ”
Dann fiel der Blick auf die angebrochene Flasche Wein, den Rum und den O-Saft….
“Das muss doch sicher nicht alles in den Kuchen oder?”
Und schon standen die Gläser auf dem Tresen. Das könnte interessant werden.
Und schon stand auch Mr. Kanada auf der Matte….
Der wittert solche Trink-Gelegenheiten auch 1 km gegen den Wind.
Die Back-Aktion wurde dann bald recht feuchtfröhlich.
Sobald ein Boden aus dem Ofen kam, ging es nämlich ans Tränken á la “einer für der Boden und einer für den Bäcker”. Bis schließlich alle 7 Böden gebacken waren, leerten wir etliche Gläser und auch der Kuchen bekam um einiges mehr Alkohol ab, als das Rezept es verlangt hätte.
Vom Ergebnis waren wir aber alle dermaßen überzeugt, dass ich euch heute diese in Weinseeligkeit geborene Schnaps-Drossel-Variante präsentieren möchte.
Ich weiß, 7 Schichten getrennt zu backen ist etwas zeitaufwendig. Aber für den Aufwand werdet ihr allemal durch ein unvergessliches Torten-Erlebnis und viele Ohhh´s und Ahhhh`s entschädigt.
Und wie gesagt, mit netter Gesellschaft und einem guten Glas Wein kann daraus schnell ne Party werden.
Hier das Rezept für meine Herrentorte mit Weincreme
Für den Boden
250 g Butter
250 g Zucker
9 Eier
1 Prise Salz
250 g Speisestärke
2 Tl Vanilleextrakt
Saft/Rum – Mischung zum Tränken
Ofen auf 210 Grad vorheizen.
Butter mit 100g Zucker, Vanille und Eigelben schaumig schlagen. Eiklar mit dem restlichen Zucker und dem Salz steif schlagen und unter die Schaummasse heben. Stärke über die Mischung sieben und vorsichtig unterheben. Eine Springform mit Backpapier versehen, leicht fetten, ein paar El Teig in die Form geben, verstreichen und ca 5-7 Minuten bei 210 Grad backen.
Der Teig sollte fuer 7-8 Böden reichen.
Jeden Boden ordentlich mit Rum-Saftmischung tränken und gut abkühlen lassen, bevor ihr die Böden mit Creme bestreicht.
Fuer die Creme:
250 ml Weisswein
200 ml Orangensaft
90 ml Weinbrand
200 g Marzipan
1 Päckchen Bourbon Vanillepudding
2 Eigelb
110 g Zucker
1/2 Glas Himbeermarmelade
Glasur:
300g Kuvertüre ( davon 250 im Wasserbad geschmolzen und 50 zu Späne verarbeitet)
Marzipan raspeln.
Saft mit Wein mischen. Puddingpulver mit Eigelben und etwas Saft/Weinmischung glatt rühren. Restliche Flüssigkeit mit Zucker erhitzen und angerührtes Puddingpulver untermischen. Nun sofort Marzipanraspeln und Weinbrand zu der angedickten Mischung geben und unter Rühren alles zu einer Glatten Masse verarbeiten.
Nun gehts ans Schichten. Den untersten Boden auf einen Tortenteller geben und ca 2 große El Creme auf dem Boden verstreichen.
Dieses Spiel wiederholt ihr und schließt den Vorgang mit dem Auflegen des letzten Bodens ab.
Die noch nackte Torte bestreicht ihr nun rundum mit Himbeermarmelade, überzieht sie mit der geschmolzenen Kuvertüre und dekoriert sie mit etwas Schoko-Späne.
Und nun das Wichtigste! Die Torte wird besser, je länger ihr sie durchziehen lasst.
Ich habe die Torte ganze 2 Tage und 2 Nächte lang im Kühlschrank ziehen lassen und auch nach Anschnitt wurde die Rest- Torte noch mal mit jedem Tag leckerer.
Also macht die Herrentorte im Voraus und gebt ihr die Zeit, ihr werdet es nicht bereuen!
Lasst mich wissen, wie es euch erging falls ihr euch rangetraut habt!
Eure Kiki
ich hab sie mir abgespeichert…
an der Torte gefällt mir alles!!
lg